Meine zweite Reise in den Iran öffnete mir abermals die „Augen“

Österreichischer Botschafter Dr Scholz - Karl von Habsburg - Andy beim Aufstieg zum Camp am Damavand (Andreas Scharnagl)
Österreichischer Botschafter Dr Scholz – Karl von Habsburg – Andy beim Aufstieg zum Camp am Damavand (Andreas Scharnagl)

Als mich Anfang des Jahres der Anruf von Ernst Dullnigg mit der freundlichen Einladung der Naturfreunde erreichte, zögerte ich keinen Moment mit meiner Zusage.

Es ging um eine Reise in den Iran, welche das 175-jährige Jubiläum der Besteigung des höchsten Berges des Landes durch den österreichischen Botaniker und Bergsteiger Theodor Kotschy zum Thema hatte.

Der Damavand ist mit seinen 5.671m Höhe auch der höchste Berg des gesamten Orients.

Die österreichische Botschaft in Teheran lud gemeinsam mit den Naturfreunden eine Gruppe von besonderen Bergsteigern und Interessierten aus Österreich zu diesen Feierlichkeiten ein. So war auch Starbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner, Sepp Hinding (zweiter Österreicher der den Everest ohne zuhilfenahme von künstlichen Sauerstoff erstieg), Peter Habeler oder Wolfgang Nairz auf der Gästeliste.

Mit einem offiziellen Festakt mit grosser Prominenz aus Politik und Bergsport aus dem Iran und aus Österreich wurde dieses Jubiläum eingeleitet. Im Gelände des Niavaran-Palast in Teheran fand am 21. Juli dann ein spannender Vortragsabend mit Protagonisten aus beiden Ländern statt. Hunderte Interessierte nahmen teil und es wurden fantastische Leistungen der Iranischen und Österreichischen Bergsteigerszene dargeboten.

Auch ich selbst durfte einige Impressionen meiner Denke und meiner Berge den Menschen näher bringen. Dabei ging es mir in erster Linie nicht um das Bergsteigen als Solches. Ich wollte viel mehr dem iranischen Publikum einige Parallelen der Iraner und des blind climbers vermitteln. Wie zum Beispiel die Sicht von außen in beiden Fällen manchmal verfälscht dargestellt wird.

Ich brachte das Beispiel der Sicherheit.

Es ist von außen her gesehen wohl sehr gefährlich, ohne Augenlicht die höchsten Berge der Welt zu besteigen oder sich in senkrechten, hunderte Meter hohen Felswänden zu bewegen. Genau so erscheint es für viele außenstehende Menschen sehr gefährlich, zum Beispiel den Iran für wenige Tage zu bereisen. Nicht wenige Leute bei mir zu Hause waren erstaunt, dass ich mich in „diese Länder“ hin wage und ob es nicht gefährlich sei….

In Wahrheit gibt es sowohl beim blind climber als auch bei den Menschen des Iran eine gewisse Wohlfühlzone und das Thema der Sicherheit wird relativ.

Weiters brachte ich das Beispiel der Gemeinsamkeit der Iraner und des blind climbers in Sachen der zu erwartenden Lebensquallität. Sehr wenig dieser hohen Quallität ist zu erwarten, wenn man jeden Morgen ohne die Sonne sehen zu können, das Tagwerk beginnen muss. Genau so muss es wohl sein, wenn man Bürger des Iran ist und sein Dasein dort in dieser Unsicherheit fristen muss.

Ich sagte den Zuhörern eindringlich, dass dies jedoch in beiden Fällen nur die Sicht der Außenstehenden ist.

Wenn man nur ein mal die Gelegenheit erhält hinter die Türen zu hören und zu blicken, dann wird man genau so wie bei den Iranern, vielleicht auch beim blind climber eines Besseren belehrt werden.

Die Höhe der Lebensquallität hängt eben nicht von den sichtbaren Parametern ab sondern ganz von einem selbst.

Mit grosser Begeisterung nahmen die wertschätzenden Menschen aus Teheran und Umgebung diese Gegenüberstellung auf. In einer Ausstellung über die Bergsteigergeschichte des Iran und der Österreicher wurden auf Bildtafeln die Lebensgeschichten diverser Persönlichkeiten dargestellt.

Als erste Tour in die Berge des Iran fuhren wir gegen Norden in die Region Alam-Kuh.

Genau so heisst dort auch der mit 4850m hohe, zweit höchste Berg des Landes. Gemeinsam mit einer Gruppe Iranischer Bergsteiger stieg unser Team zur ersten Akklimatisierung ins Camp auf 3750m auf. Gerlinde Kaltenbrunner, Sepp Hinding, Hans Goger und weitere 20 Leute aus Österreich waren bei der Besteigung des Alam-Kuh dabei. Peter Habeler und Wolfgang Nairz waren leider schon nach den Feierlichkeiten in Teheran nach Hause abgereist.

Als besonders warmherzige und offene Bergsteigerin lernte ich meine Bekannte Billi Bierling noch besser kennen.

Billi arbeitet in Kathmandu an der Himalaya-Database an der Statistik der Besteigungen der Himalayaberge in Nepal.

Ganz nebenbei erfährt man von ihr, dass sie im September zu ihrem sechsten Achttausender aufbrechen wird.

Meine beiden Andreas leiteten mich perfekt durch das Blockgestein und über die Gebirgsbäche und schliesslich zum Gipfel.

Beim Abstieg vom Alam-Kuh war Ali, ein Iranischer Bergsteiger auf seinen Wunsch mein Führer.

Bei einem Abstecher an der Küste am Kaspischen Meer erholten wir uns bei 31,8 Grad Wassertemperatur von den Anstrengungen des Alam-Kuh.

Der bergsteigerische Höhepunkt unserer Reise wurde dann am 30. Juli mit unserem Anstieg in das Camp des Damavand auf einer Seehöhe von 4220m eingeleitet.

Für diese Jubiläumsbesteigung kamen noch weitere sehr interessante Persönlichkeiten dazu, während Gerlinde Kaltenbrunner leider schon auf der Heimreise war.

Sie hatte ja gemeinsam mit Peter Habeler schon vorab den Damavand für eine Fernsehdokumentation erstiegen.

Die Botschafter von einigen Ländern wie Mexiko, Slowenien, Belgien oder Ungarn, die bereits vor 175 Jahren, in der Zeit dieser Erstbesteigung  von Kotschy

mit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gute Beziehungen pflegten, begleiteten uns auf unserem Aufstieg.

Natürlich nahm auch der Österreichische Botschafter Dr. Scholz an der Besteigung teil.

Auch die Brüder Karl und Georg von Habsburg kamen mit ihren Töchtern mit auf unseren Berg.

Es war eine tolle, kunterbunt zusammengewürfelte Gesellschaft wie sie nicht unterschiedlicher sein konnte.

Am 31. Juli gegen 05:00 Uhr morgens startete ich gemeinsam mit Anda und Andi, Billi und den Anderen zum langen mühevollen Aufstieg über 1500 Höhenmeter auf den Gipfel des Damavand.

Der lange Geröllhang mit seinen unbamherzigen Serpentinen wollte kein Ende nehmen.

Je höher wir kamen, desto feinkörniger wurde der Schotter und um so leichter kam ich voran.

Auf den letzten 200 Höhenmetern gab es plötzlich keinen Stolperstein mehr und ich konnte meiner Energie freien Lauf lassen.

Es war wie immer herrlich, mit voller Kraft unserem Gipfel entgegen zu steigen.

Nach sechs Stunden Aufstieg kamen Anda, Andi, Ewald und Billi, Ernst und unser Iranischer Führer gemeinsam am Gipfel des 5671m hohen Damavand an.

Schliesslich erreichten alle Mitglieder unseres Teams das Ziel und die Jubiläumsbesteigung am 31. Juli 2018, genau 175 Jahre nach Kotschy wurde ein ganz grosser Erfolg.

Nach dem Abstieg wurden wir Tags darauf im Österreichischen Kulturforum in Teheran mit einem Sonderkonzert der Schweizer Band „Die Kummerbuam“ für unsere Mühen belohnt.

Diese Reise in dieses geheimnissumwobene Land der Perser werde ich mit meinen Mitstreitern wohl nie vergessen.

Ein ganz grosser Dank geht an die Österreichische Botschaft in Teheran für die tolle Einladung und die Unterstützung.

Danke dem Kulturforum in Teheran und im Besonderen an unseren liebgewonnenen Freund Farhad für den unermüdlichen Einsatz um unsere Gruppe.

Mein ganz persönlicher Dank geht an Ernst Dullnigg und Ewald Putz, die sich für die gemeinsame Sache so stark gemacht haben und Andi, Anda und mir solche

schönen Eindrücke dieses wunderbaren Landes und den Menschen dort vermittelt haben.

DONKTASCHIAN an Anda und Andi für euren selbstlosen Einsatz zu meiner Gunst am Berg und auch zu Tale! DANKE Anda und Andi!!

DANKE!! Alles Liebe, Andy mit Anda und Andi

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